EIN KURZER STREIFZUG DURCH GRET PALUCCAS LEBEN Die Gret-Palucca-Straße befindet sich in Dresden, in der Seevorstadt, in unmittelbarer Nähe zu Mary- Wigman-Straße und Dore-Hoyer-Straße. Wer waren diese Frauen, die mit der Benennung einer Straße gewürdigt werden? Es beginnt also eine kleine Re- cherche, Dore Hoyer – Ausdruckstänzerin, geboren in Dresden. Mary Wigman, ebenfalls Tänzerin, Cho- reografin, Wegbereiterin des modernen Ausdrucks- tanzes in Deutschland, eröffnete eine Tanzschule in Dresden. Zu ihren berühmtesten Schülerinnen ge- hörte Gret Palucca. Dresden und der Tanz, es gab demnach eine Zeit, in der nachhaltige Impulse für diese Kunst aus Dresden hervorgingen. „Es soll nichts Unwesentliches geben, der Mensch und der Künstler müssen Hand in Hand gehen.“ (Zitat Palucca) Gret Palucca, eigentlich Margarethe Paluka, wur- de in München geboren, am 8. Januar 1902, als Tochter jüdisch-ungarischer Eltern großbürgerli- cher Prägung. Nach einigen Jahren in Amerika, dem Versuch der Eltern, bürgerlichen Lebensstil, mu- sisch-künstlerische Neigungen und die schwierige Paar-Beziehung zu gestalten, ging Paluccas Mutter (ohne den Vater) mit Gret und deren Bruder Hans nach Deutschland zurück. Die Wahl fiel diesmal auf Dresden, dieser anderen künstlerisch pulsierenden Stadt (Dresdner Sezession, Die Brücke, Bauhaus) jener Zeit, neben München. Hier gab es für Gret Palucca die Begegnung mit Heinrich Kröller, einem Tanzpädagogen, der offen für Neues war. Das sehr lebhafte und sich artistisch bewegende Mädchen erhielt in der Oper Ballettunterricht. Die Familie lebte in der Südvorstadt und nach dem Besuch der „Lehr- und Erziehungsanstalt höherer Stände“ führte der Weg durch die Stadt zur Oper. Paluccas Mutter liebte ihren Standard, sie suchte die Nähe zu Künstlern und immer wieder zum Großbürger- tum. So bekamen Gret und Hans einen Stiefvater und man zog nach Plauen. Gret Palucca hatte wohl von Beginn an einen starken Charakter. Sie ordnete dem Tanzen alles unter, trainierte täglich, ging in die Natur, war wild und unangepasst. So entschied sie auch mit 16 Jahren, allein nach Dresden zurückzuge- hen, um in der alten Schule einen Abschluss zu ma- chen. Außerdem bot sich die Gelegenheit, weiterhin Ballettunterricht zu bekommen. Wild und ungestüm sind jedoch Eigenschaften, die dem klassischen Bal- lett eher abträglich sind. So befand sie sich weiterhin in dem Zwiespalt, den Tanz zu lieben, jedoch ihren Tanz, nicht das vorgeschriebene, klassische Muster. Nach ihrem Umzug traf sie sich regelmäßig mit ihrer Mutter, meist in Dresden, denn Cafés, Theater und Künstler gab es in Plauen nicht genug. Die Bühne zog Gret Palucca an, nur wie konnte sie dahin kommen? Sie ging mit ihrem Lehrer Heinrich Kröller, trotz ei- niger Differenzen, nach München, tanzte in seiner Company und wohnte einige Monate bei ihm. Sie befand sich auf der Suche nach dem richtigen Weg. Während eines Gastspiels in Dresden sah Gret Pa- lucca einen Auftritt von Mary Wigman, es war Tanz, kein Ballett, es war ihr Weg. Nach einem Vortanzen wurde sie Wigmans Schülerin. Gret war eine sehr ehrgeizige Schülerin, die alles Neue aufsog und sich trotz allem nicht anpass- te. Die beschwerliche und unliebsame klassische Ballettausbildung kam ihr sehr zugute. Die dort gelernte Technik und ihr sehr eigener Stil mach- ten sie auch in der Truppe Mary Wigmans zu einer besonderen Tänzerin. Es war absehbar, dass eine solche Individualistin über kurz oder lang ihren eigenen Weg gehen würde. Wenn Mary Wigman BIOGRAPHIE GRET-PALUCCA I