Vorwort Vielleicht ist es in einer solchen Zeit auch umso wichtiger, sich auf die Errungenschaften und Erfolge des letzten Jahres zu besinnen, und sich zu verdeutlichen, wie wichtig es ist, solide Grundlagen zu bilden, die dann auch Krisenzeiten trotzen können. Die Fertigstellung der Wohnheime in der Gret-Palucca-Straße sind dabei zu nennen, der Geschäftsbereich Oberlau- sitz ist nicht nur dem Namen nach zu- sammengewachsen, und das erfolgrei- che Begehen des hundertjährigen Jubi- läums waren dabei nur einige der Höhepunkte des letzten Jahres. Mit dem 2019 verstetigten »Netzwerk rund ums Studium« ist das Studentenwerk nun bestens für kommende Herausfor- derungen aufgestellt. Im Namen der Studentenschaft wie auch persönlich möchte ich allen Mit- arbeiterinnen und Mitarbeitern des Studentenwerks herzlich für ihren Ein- satz danken und bestes Gelingen fürs kommende Jahr wünschen. Martin Richter Geschäftsführer Studentenwerk Dresden Das Jahr 2019 stand für das Studenten- werk Dresden ganz im Zeichen seines 100-jährigen Jubiläums, und so gehört es auch fest in diesen Jahresbericht. So ein Jubiläum hilft, sich seine Wurzeln bewusst zu machen, aber es beantwortet nicht die Fragen, wie die aktuellen Probleme zu lö- sen sind. Als am 4. Dezember 1919 mit der Gründung der Hochschul-Wirtschafts- Genossenschaft Dresden die erste recht- lich unabhängige Organisation zur Unter- stützung von Studenten und damit das erste Studentenwerk in Deutschland ge- schaffen wurde, war die soziale Lage für Studenten katastrophal. Mit dem Ende des 1. Weltkriegs 1918 und der November- revolution war das Kaiserreich mit all sei- nen Strukturen zerbrochen. Die Zeiten wa- ren unsicher und es herrschten Not und Elend. Für die Studenten an der Techni- schen Hochschule Dresden war der Hun- ger zwar das größte Problem, aber es fehl- te auch an Unterkünften und Lehrmitteln, an Möglichkeiten, sich sein Studium zu finanzieren und an Räumen, um sich zu treffen und zusammen zu arbeiten. Aber es gab in Dresden Menschen, die deswe- gen nicht in Depression verfallen sind oder nur noch egoistisch an ihr eigenes Fort- kommen gedacht haben. Es gab Men- schen mit Mut, mit Ideen, mit Tatkraft und mit Gemeinsinn. Und so entstand hier vor 100 Jahren eine Einrichtung zur Selbsthil- fe, in der Studenten, Hochschullehrer und Bürger der Stadt zusammenarbeiteten, um gegen die bestehende Not anzukämpfen. Die heutige Situation ist damit nicht mehr vergleichbar – vor allem auch, weil die Stu- dentenwerksidee in Deutschland so er- folgreich war. Aber das grundsätzliche Thema ist geblieben. Mehr denn je ermög- licht Bildung den sozialen Aufstieg. Des- halb ist es eine Frage der sozialen Gerech- tigkeit, den Zugang zu Bildung nicht vom Geldbeutel abhängig zu machen. Wer die intellektuellen Voraussetzungen hat, sollte auch die Möglichkeit für ein Studium haben. Nun sind leider die wirtschaftlichen und sozialen Ressourcen ungleich verteilt. Deshalb braucht es eine im Hochschul- raum wirksame soziale Infrastruktur, um hier für gerechtere Chancen zu sorgen – es braucht die Arbeit der Studentenwerke. Aber diese Arbeit besteht nicht nur aus Institutionen und Organisation, auch nicht nur aus Gebäuden und Leistungsangebo- ten. Sie wird vor allem getragen und ge- prägt von den Ideen und vom Engagement der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbei- ter, der Studentenwerker, die seit 100 Jah- ren diesen Dienst für andere leisten. Deshalb setzen wir mit diesem Jahresbe- richt all jenen ein kleines Denkmal, die im Jahr 2019 mit Mut, mit Ideen, mit Tatkraft und mit Gemeinsinn mitgewirkt haben, den Studenten unserer ostsächsischen Hochschulen den Rücken zum Studieren freizuhalten, studienunterstützende Dienstleistungen zu erbringen, Studenten in schwierigen Lebenssituationen zu hel- fen, Gemeinschaft zu fördern und damit zur Chancengerechtigkeit an den Hoch- schulen beizutragen. Ihnen allen sei im Jubiläumsjahr ganz besonders gedankt. 5